Wer als Personal Trainer arbeiten möchte, kann sich seine Arbeitszeit zwar frei einteilen, jedoch muss hier oftmals der Schritt in die Selbstständigkeit gewagt werden. Dies birgt immer ein hohes Risiko, schließlich müssen Kosten wie Kranken- und Rentenversicherung, Arbeitsausfälle und andere Versicherungen selber getragen werden. Hinzukommen andere wichtige Punkte, welche für den Stundensatz und den Verdienst eine zentrale Rolle spielen.

Der Trainer

Viele Trainer durchlaufen lange Ausbildungen, studieren, haben mehrere Jahre als Leistungssportler trainiert und erwerben stets neue Zertifikate oder schließen Ausbildungen ab. Dies kostet nicht nur viel Geld, sondern benötigt auch viel Zeit, vor allem an Wochenenden. Wer bereits arbeitet und neue Fortbildungen wahrnehmen möchte, kann dies oftmals nur an freien Tagen oder außerhalb der regulären Arbeitszeit tun. Ein guter Trainer bildet sich stets weiter, um seinen Klienten immer die bestmögliche Betreuung bieten zu können.

Der Trainingsort

Die Idee des Personal Trainings liegt im Grunde darin, zu den Interessierten nach Hause zu fahren und so unmittelbar vor Ort zu trainieren. In den vergangenen Jahren haben sich die Ansprüche jedoch auf beiden Seiten strark gewandelt und viele Trainer haben nun eigens angemietete Räumlichkeiten, nicht nur um wetterunabhängig zu trainern, sondern auch, um ein qualitativ sehr hochwertiges Training mit verschiedenen Geräten anzubieten. Hier enstehen folgende Kosten:

  • Raummiete, Betriebskosten und sämtliche Nebenkosten
  • Versicherungen für Verletzungen, Sachschäden oder rechtliche Angelegenheiten
  • Trainingsgeräte, sanitäre Anlagen, sportgeeignete Böden
  • Verbrauchsgegenstände wie Papierhandtücher oder Toilettenpapier, Desinfektions- und Reinigungsmittel, Seife, Handtücher

Hierbei stehen die Raummiete und Trainingsgeräte im Vordergrund, da bereits eine kleine Grundaustattung einen vierstelligen Betrag mit sich führen kann. Wer sich schon einmal nach Hanteln, Trainingsbänken oder kleinem Zubehör umgeschaut hat weiß, wie teuer diese sein können. Selbstangefertigte Trainingsgeräte müssen hier auch stets den TÜV-Normen entsprechen.

Der Fahrtweg

Nicht alle Termine können in den eigenen Räumlichkeiten durchgeführt werden. Viele Klienten möchten im Freien oder zu Hause trainieren. Hierfür werden Bus- oder Bahnkarten benötigt, ein Auto oder Fahrrad und natürlich alle anfallenden Versicherungen und Kosten, um diese in Stand zu halten. Die Zeit, welche für die Anfahrt benötigt wird, fließt hier natürlich in den Stundenpreis mit ein. Dauert die Anfahrt eine halbe Stunde, kann der Trainer während der Hin- und Rückfahrt keine anderen Termine wahrnehmen. So kann schnell aus einem 60 Minuten Termin, ein 120 Minuten Termin werden.

Nicht kalkulierbare Risiken

Es kommt immer wieder vor, dass Termine abgesagt werden. Die Gründe hierfür sind sehr verschieden, reichen aber von Krankheit oder Notfällen, bis hin zu Unlust oder, dass der Termin schlichtweg vergessen wurde. Auch Trainer werden natürlich einmal krank. Jeder Termin und jeder Tag der hierbei ausfällt, muss an anderer Stelle wieder kompensiert werden. Ebenso ist es nur schwer möglich einen Termin, welcher wenige Stunden vorher abgesagt wird, mit einem neuen Termin zu belegen. Hier schreiben viele Selbstständige sogenannte “Ausfallrechnungen”. Wird ein Termin innerhalb von 24 Stunden abgesagt, bekommt der Klient dann einen Stundensatz von 75 % des Normalpreises berechnet. Schließlich hat der Trainer mit diesem Termin gerechnet und seinen Tagesablauf danach ausgelegt.

Auch die Dauer eines Termins lässt sich nicht immer genau berechnen. Es reicht bereits aus, wenn jemand 10 Minuten zu spät kommt, jemand anderes ist bereits 20 Minuten früher da und der dritte Termin verpasst seine Bahn und kommt über eine halbe Stunde später. Dies kann mitunter den gesamten Tagesablauf durcheinander bringen. Schließlich richten sich private Dinge des Trainers wie Einkaufen, Arzt- oder Behördentermine, Haushalt und Familie nach eben diesen Einzelterminen.

Sonstige Aufgaben und Kosten

Einige Tätigkeitsfelder eines Personal Trainers haben nur indirekten Bezug zum Sport oder der Arbeit direkt am Menschen. Administrative Aufgaben benötigen ebenfalls viel Zeit:

  • das Schreiben von Rechnungen
  • Terminabsrpachen und Kontakthalten mit den Klienten
  • Anfertigen und Auswerten von Trainings- und Ernährungsplänen
  • Marketing und Internetauftritt, Social Media, Pflege der Website (Artikel schreiben, Bilder und Videos anfertigen)
  • Buchhaltung
  • Reinigung der Räumlichkeiten und Pflege der Trainingsgeräte

Sämtliche Aufgaben, für die es in Betrieben eigene Angesteltle gibt, müssen von Selbstständigen eigens übernommen werden. Dementsprechend werden auch für all diese Aufgabenfelder notwendige Arbeitsmittel benötigt:

  • Computer, Drucker, Laptop, Firmentelefon, Kamera, Mikrofon
  • Software für Buchhaltung, Mitgliederpflege und Abrechnung
  • Mittel für Marketing wie Flyer, Prospekte, Visitenkarten, Banner oder Flaggen, Aufkleber usw.

Auch das Anfertigen einer Website wird mit ca. 1000 € – 1500 € veranschlagt. Ein seriöser Internetauftritt ist stets das A und O.

Steuerliche Abgaben

Werden gewisse Einkommensgrenzen überschritten, müssen Steuern entrichtet werden. Die Höhe dieser Steuern hängt jedoch maßgeblich davon ab, ob man als Freiberufler oder Kleinunternehmer tätig ist. Dennoch können diese Abgaben mehr als 20 % des Umsatzes ausmachen. Dementsprechend müssen diese ebenfalls im Stundensatz mit einberechnet werden.

Für Zahlenverliebte empfehle ich diese Grafik! Hier sieht man noch einmal sämtliche Faktoren, welche für die Berechnung des Stundensatzes eine Rolle spielen.

Der Stundensatz

Werden nun all diese Faktoren in den Stundensatz mit einbezogen, ist es absolut unrealistisch und unwirtschaftlich, für eine Einzelstunde 20 € oder 30 € zu verlangen. Selbstständigen Personal Trainern wird zu Beginn ein Stundensatz von ca. 65 € empfohlen. Werden Steuergrenzen überschritten oder neue Räume angemietet, liegt die Empfehlung bei mehr als 80 € pro Stunde. Ebenso kann ein niedriger Stundensatz ein schlechtes Licht auf die eigene Erfahrung und Qualität der Arbeit werfen. Wer sich hier unter Wert verkauft, kann sein Geschäftsmodell auf längere Sicht nicht halten und wird sich auf dem Markt nicht etablieren können. Gute und sorgfältige Arbeit sollte auch entsprechend honoriert werden!