Immer häufiger lese ich in News-Feeds auf dem Handy oder Computer von neuen modernen Übungen, welche alte Klassiker nahezu unbrauchbar machen. Plötzlich sind Unterarmstütz, Kniebeuge und lange Ausdauerläufe nicht mehr zielführend und können durch viel effektivere Varianten ersetzt werden. Bei vielen dieser Ideen schaltet sich der gesunde Menschenverstand ein und man erkennt sofort, dass ein Trainingsprogramm mit 20 Minuten Sport pro Woche nicht die gleichen Erfolge erzielen kann, wie ein mehrstündiges Training in einem Studio oder zu Hause. Bei anderen Dingen aber fällt der Unterschied nicht sofort auf und man ist vorallem als Anfänger schnell versunsichert.

In diesem Beitrag erkläre ich euch, wann man von den “besten Übungen” sprechen kann und wann zielen solche Artikel auf möglichst viele Klicks und Aufmerksamkeit ab.

Ja, es gibt die besten Übungen …

Ob eine Übung zielführend ist oder nicht, hängt von mehreren Faktoren ab. Demnach kann man nicht pauschal sagen, die oder die Übung ist die Beste. Es kommt eben immer darauf an, welches persönliche Ziel ihr verfolgt:

  • Muskelaufbautraining
  • eine neue Sportart erlernen
  • Gewichtsreduktion
  • Technik-Training oder das Erlernen einer neuen Übung
  • gesundheitliches Training
  • Wettkampf- oder Hobbysport
  • allgemeine Fitness verbessern

Und von genau diesen Zielen hängt es dann ab, welche Übungen euch defenitiv voranbringen, welche euch helfen könnten und welche reine Zeitverschwendung sind.

Überlege erst, was du erreichen möchtest!

Wenn du also das nächste mal wieder von irgendeiner neuen, supergenialen Übung liest, dann hinterfrage dies ruhig immer mit dem Blick auf dein eigenes Training. Würde dir diese Übung etwas bringen oder wird wieder nur versucht, mehr Besucher auf Seite X oder Y zu locken.

Hier mal ein praktisches Beispiel: Du hast es dir als Ziel gesetzt, einen Klimmzug zu lernen. Dafür gibt es zahlreiche Methoden und Herangehensweisen. Das Wichtigste hierfür ist jedoch, regelmäßig und dem eigenen Leistungsstand entsprechend zu trainieren und die Übungen so auzszuwählen, dass sie einem Klimmzug möglichst nahe kommen. Welche Übungen werden dir nun helfen und welche können vernachlässigt werden?

Ein Klimmzug ist für ungeübte Personen eine enorme Herausfoderung. In diesem Fall muss die Maximalkraft verbessert werden. Kraftausdauertraining wird euch also nur mäßig voranbringen. Allerdings wird man als Sportanfänger auch mit hohen Wiederholungszahlen Muskulatur aufbauen können. Für erfahrene Sportler gilt dies nur noch bedingt bis gar nicht mehr. Also müsst ihr Klimmzüge mit Unterstützung üben oder leichtere Varianten davon, wie beispielweise an einem Schlingentrainer.

hilfreich:

  • Klimmzüge mit einem Widerstandband
  • schräge Klimmzüge
  • negative Klimmzüge
  • Verbesserung der Maximalkraft

möglicherweise hilfreich:

  • Muskelaufbautraining
  • gesprungene Klimmzüge
  • Latziehen am Turm

nicht hilfreich:

  • zu viel Kraftausdauertraining
  • Bizepscurls
  • vorgebeutes Rudern
  • Rudern an der Maschine
  • isoliertes Training der geforderten Muskulatur

Im Grunde können euch viele der aufgeführten Übungen helfen. Aber: Wenn ihr euren ersten Klimmzug aus eigener Kraft heraus schaffen möchtet, dann solltet ihr euch an die großen Übungen halten und euch nicht mit isoliertem Training beschäftigen. Auch wenn der Bewegungsablauf beim Latzug am Turm einem Klimmzug sehr ähnelt, ist es trotz allem noch immer kein Klimmzug. Rudern an der Maschine mag vielleicht beim Muskelaufbautraining sehr hilfreich sein, ist aber auch wieder kein Klimmzug und wird euch bei dem geforderten Bewegungsablauf nicht helfen.

Muskelaufbautraining sollte auch hierbei mit genau den Übungen stattfinden, welche einem Klimmzug am ähnlichsten sind. Schließlich soll eine neue Bewegung gelernt und nicht einfach nur Muskelmasse antrainiert werden.

Das Wichtigste zum Schluss

Eine Sache haben wir noch gar nicht angesprochen. Im Grunde das Wichtigste überhaupt. Denn die besten Übungen nützen euch gar nichts, wenn ihr sie in der falschen Intensität durchführt. Vor allem Sportanfänger trainieren oftmals mit den falschen Gewichten (zu leicht oder zu schwer), in zu wenigen Sätzen und natürlich auch zu unregelmäßig. Wer nur einmal in der Woche Klimmzüge trainiert, kann sein Ziel zwar erreichen, schneller ginge es aber natürlich mit mindestens zwei Einheiten pro Woche. Auch eine schlechte Technik kann euch am Voranschreiten hindern und das Verletzungsrisiko erhöhen. Achtet also immer darauf, mit den passenden Gewichten, den optimalen Satzzahlen und regelmäßig zu trainieren!

Fazit

Zusammenfassend kann man also sagen, dass es die besten Übungen gibt. Solange sie EUCH weiterbringen, sind sie definitiv gut. Passen sie zu EUREM Ziel und Leistungsstand, könnt ihr sie anwenden. Sind sie ein angemessener Ersatz für Klassiker oder sollen sie nur hip und modern sein?! Seid immer kritisch, hinterfragt und glaubt nicht alles, was im Internet steht!