Body Positivity fängt da an, wo selbstschädigendes Verhalten aufhört!

Den Begriff Body Positivity kennen mittlerweile wahrscheinlich alle. Und was ist das Erste, was man damit in Verbindung bringt? Übergewichtige Menschen! Zumindest geht es mir so. Ich habe dutzende Beiträge, Filme und Artikel gesehen und gelesen, in denen es im Grunde nur um übergewichtige Menschen geht. Sie fühlen sich wohl, so wie sie sind und die Gesellschaft wird immer diskriminierender gegenüber diesen Personen. Doch was genau ist eigentlich Body Positivity und wo sind die Grenzen?

Worum geht es?

Im Grunde ist diese Bewegung eine sehr löbliche. Heuzutage ist vieles sehr öberflächlich geworden und Menschen werden in vielen Lebenslagen nur nach ihrem Äußeren beurteilt. Dadurch werden einigen von uns gewisse Chancen verwehrt. Ein Blick hinter die Fassade ist vielen dann schon zu anstrengend und man entscheidet ausschließlich nach dem Äußeren. Doch zu unserer Gesellschaft gehören eben nicht nur schlanke, hübsche und junge Menschen. Und mit dem Charakter und der eigentlichen Person kann das Aussehen nicht viel gemein haben. Demnach wird für mehr Akzeptanz und Gleichberechtigung für alle Menschen in allen Lebenslagen geworben.

Leider ist dieser Fakt ein wenig in den Hintergrund gerückt und es geht in 99 % der Fälle nur noch um das Körpergewicht. Übergewichtige Menschen fühlen sich diskriminiert, weil die Blutdruckmanschette zu eng ist. Sie fühlen sich ausgegrenzt, weil die Stühle im Kino zu klein sind. Sie fühlen sich beleidigt wegen Wörter wie dick“ oder Übergewicht. Meiner Meinung nach hat dies aber nicht viel mit Body Positivity, sondern mir klarer Realitätsverweigerung zu tun. Übergewicht ist keine angeborene Erkrankung, die man nicht mehr ändern kann. Es ist gewissermaßen eine Entscheidung, die jeder Betroffene für sich angenommen hat. Für kaum ein Problem wie Übergewicht gibt es heutzutage so viele Behandlungsmöglichkeiten, aber auch die Option, ganz allein im eigenen Bereich sofort tätig zu werden. Sich in die Opferrolle zu schmiegen und seinem Umfeld beleidgendes oder diskriminierendes Verhalten vorzuwerfen, wird die Situation kein bisschen ändern. Hier heißt es aktiv werden, das Problem erkennen und daran arbeiten!

Ändere, was du ändern kannst!

Ich befinde mich nun schon das dritte Mal einer psychologischen Behandlung. Immer wieder wird einem folgendes mit auf den Weg gegeben: Hast du ein Problem und kannst es ändern, dann tu es. Hast du ein Problem, welches du nicht ändern kannst, dann ärgere dich nicht darüber und verschwende keine Energie. Es gibt körperlich Probleme und Merkmale, welche man nicht ändern kann. Man kann lediglich seine Einstellung und seinen Umgang damit ändern. Narben, angeborene Erkrankungen oder Fehlstellungen, Hautfarbe, Körpergröße und Proportionen und Hinterbliebenes von Unfällen oder Krankheiten. Diese Dinge kann man in den meisten Fällen nicht ändern. Hier hat man dann nur die Möglichkeit, dies zu akzeptieren und dazu zu stehen. Es wird sowieso immer Menschen geben, die über einen lachen werden. Das wird man nicht ändern können. Die Art, damit umzugehen, aber schon

Dann gibt es jedoch Dinge, die man definitiv ändern kann. Eben zum Beispiel das Körpergewicht. Die Gründe, weshalb man zu Übergewicht neigt, mögen verschiedene sein. Am Ende dieser Kette steht jedoch immer eine erhöhte Kalorienaufnahme. Natürlich gibt es auch krankhaft bedingtes Übergewicht, dies betrifft aber nur die Allerwenigsten. Weshalb man jedoch zu viele Kalorien zu sich nimmt, ist dann eben von Person zu Person unterschiedlich:

  • Mobbing, Stress, Ausgrenzung, Einsamkeit
  • Fressanfälle
  • Kompensation
  • schlechte Erziehung („Ich war als Kind schon übergewichtig“ – Bedeutet im Grunde nichts anderes als: Meinen Eltern war meine Gesundheit egal!
  • Depressionen oder Persönlichkeitsstörungen

Die Auslöser für eine erhöhte Kalorienaufnahme sind verschieden, das Ergebnis aber das selbe – Übergewicht. Sich hier jetzt hinzustellen und zu sagen, man fühle sich wohl, so wie man ist, ist schlichtweg gelogen. Schwer Übergewichtige Menschen haben bei fast allen Dingen im Alltag Probleme. Wie kann man sich dabei wohlfühlen, kaum noch Treppen hoch zu kommen, wenig passende Kleidung zu finden, einfachste körperliche Bewegungen kaum mehr ausführen zu können und und und. Auch bei wenig Übergewicht werden schon Kleinigkeiten im Alltag zu einer Hürde.

Hinzu kommt natürlich das gestiegene Risiko für folgende Erkrankungen:

  • Diabetes
  • Bluthochdruck
  • Herz-Kreislauferkrankungen
  • organische Schäden
  • Bruch der Bauchwand
  • Arthrose
  • Schlaganfall und Herzinfarkt

Natürlich können auch dünne Menschen an diesen Problemen leiden. Die Wahrscheinlichkeit ist bei übergewichtigen Personen jedoch um ein Vielfaches höher. Dieser eine Faktor, eben das Körpergewicht, kann uns um so vieles kranker machen. Wie kann man in diesem Fall dann von Selbstliebe sprechen? Man könnte höchstens von Akzeptanz sprechen. Aber dann wären wir wieder bei der oberen Aussage: Kann ich das Problem ändern oder nicht? Und ja, Übergewicht ist ein Problem, welches man nicht akzeptieren muss! Man kann es ändern.

Liebst du deinen Körper oder nicht?

Wer seinen Körper wirklich liebt, der:

  • raucht und trinkt nicht
  • ernährt sich gesund
  • treibt angemessen Sport
  • erholt sich richtig
  • kümmert sich zeitnah um Krankheiten und Verletzungen
  • schläft ausreichend

Früher war es einfach: Bist du übergewichtig, musst du abnehmen. Heute werden die Rollen mal schnell vertauscht. Bist du übergewichtig, hast du vielleicht ein Problem – ABER die Menschen um dich herum müssen sich dir jetzt anpassen. Sie dürfen es nicht ansprechen. Alle Dinge, mit denen man in der Gesellschaft konfrontiert wird, müssen nun auch für Übergewichtige Menschen passend sein. Falls nicht, ist es Diskriminierung. Aber hier muss man eben auch realisitsch bleiben und sagen, dass Übergewicht kein normaler körperlicher Zustand ist. Und einem ungesunden, nicht normalem Ideal muss sich niemand anpassen oder darauf einstellen. Ebenso ist es unser Recht, auch Wörter wie dick, Übergewicht oder breit weiterhin zu benutzen. Schließlich sind dies normale Feststellungen und keine Beleidigungen.

Ungesunde köperliche Merkmale oder Zustände sollte man nicht als normal und erstrebenswert ansehen. Schadet es der Gesundheit oder meinen Mitmenschen? Kann ich es zum Besseren ändern oder nicht? Liegt es in meinen Händen oder trägt die Gesellschaft eine Mitschuld?

Meine Erfahrungen mit übergewichtigen Menschen

In den vergangenen Jahren habe ich mit einigen übergewichtigen Personen trainiert und hatte viele Gespräche. Von all diesen Menschen war niemand dabei, welcher sich in seiner Haut wohlgefühlt hat. Das heißt nicht, dass sie sich gehasst oder zutiefst geschämt haben. Aber sie wussten alle, dass sie ein Problem haben, welches gelöst werden muss. Die Motivation war hier natürlich sehr unterschiedlich und man hat direkt gemerkt, wer es ernst meint. Darum soll es an dieser Stelle aber nicht gehen.

Hier geht es darum, dass sich niemand von ihnen wohlgefühlt hat. Sie haben verstanden, dass Übergewicht ungesund ist und es keinen Sinn ergeben würde, seinen Alltag dem Übergewicht anzupassen, sondern umgekehrt. Das Gewicht muss wieder an die Bedingungen im Alltag angepasst werden. Und für diesen Schritt ist es nie zu spät!