In der Welt des Sports gibt es viel zu viele angebliche Wundermittel. Übungen oder Trainingspläne, mit denen innerhalb kürzester Zeit große Fortschritte erzielt werden sollen. Da stellt man sich natürlich schnell die Frage, wozu man sich noch in einem Studio oder zu Hause stundenlang abmühen sollte, wenn bereits wenige Minuten pro Woche reichen?! Wozu sollte man gezielt auf seine Ernährung achten, wenn es ganze Diäten mit Schokolade oder Kuchen gibt?! Wozu seine Ziele über Jahre verfolgen, wenn einem Trainer eine komplette Veränderung innerhalb weniger Wochen versprechen?!

Doch hier müsst ihr euch immer wieder eine Frage stellen: Kennt ihr denn jemanden, der mit diesen Versprechen jemals die angestrebten Ziele erreicht hat?

Wenn es doch nur so einfach wäre …

Fangen wir doch einmal mit dem Klassiker an: Bauchübungen für ein gut sichtbares Sixpack. Der Irrglaube besagt, dass man ausschließlich mit vielen Bauchübungen dieses Ziel erreichen könne. Die Realität jedoch sieht gänzlich anders aus. Entscheidend ist hierbei nicht die Anzahl an Bauchübungen, sondern der Körperfettanteil. Was nützen einem die kräftigsten Bauchmuskeln, wenn man diese auf Grund der darüberliegenden Fettschicht nicht sieht? Hier muss ein Kaloriendefizit eingehalten werden, um den Körperfettanteil zu reduzieren. Wer dir hier etwas anderes erzählt, kennt die Fakten nicht oder versucht mit seinen “innovativen” Ideen Geld zu verdienen.

Und genau das ist eben auch der Knackpunkt. Die sozialen Medien sind voll mit Videos von Sixpack-Workouts. Denn genau das wollen die Leute auch sehen. Kaum einer hätte Lust, wochenlang ein Kaloriendefizit einzuhalten. Da ist es doch viel einfacher, jeden Tag 10 Minuten seine Bauchübungen zu machen, statt zu hungern. Doch auch hier musst du dir wieder eine einfache Frage stellen: Kennst du jemanden, der mit 100 Sit Ups am Tag sein Sixpack erreicht hat? Zu mir jedenfalls kam noch nie jemand mit den Worten: “Schau dir meine krassen Bauchmuskeln an Marcus. Und das nach gerade einmal drei Wochen und täglich 100 Sit Ups.” Was ich aber schon öfter erlebt habe ist Folgendes: “Ich hab in den letzten Wochen sauber gegessen und auf Süßkram verzichtet. So langsam sieht man die Bauchmuskeln auch schon definierter.”

Weniger ist mehr … nicht immer

Natürlich sollte man seinen Trainingsplan immer genau ausarbeiten. Zu viel Belastung ist auf Dauer nie gesund und auch Ruhetage sind ein wichtiger Bestandteil des Trainings. Doch auch hier gibt es wieder viel zu viele schwarze Schafe, die mit ihren 10 Minuten Trainingsplänen um die Ecke kommen, um ordentlich Geld zu verdienen. Wieso solle man sich dann drei oder vier mal in der Woche in einem Studio mühen, wenn schon 3 x 20 Minuten in der Woche aussreichen? Natürlich trainieren die Ersteller dieser Pläne nie so. Denn sie wissen genau, dass man mit dieser geringen Intensität kaum etwas erreichen kann. Doch das lässt sich eben nicht gut verkaufen. Glaubt ihr ernsthaft, dass Bodybuilder oder Kraftsportler drei mal in der Woche für jeweils 20 Minuten trainieren gehen? Dass so jemand wie Sophia Thiel ihren Körper mit dieser Intensität erreicht haben soll? Oder Marathonläufer zwei mal pro Woche 10 Kilometer joggen gehen und das schon genügt? Lasst euch nicht veräppeln. Wenn ich insgesamt 60 Minuten pro Woche in die Schule gehe, schaffe ich wohl kaum einen Abschluss. Ähnlich wäre es auch mit der Fahrschule. Eine Stunde in der Woche lässt den Führerschein in weite Ferne rücken. Sportliche Ziele erfordern immer noch viel Hingabe. Und auch an dieser Stelle kann man sich die gleiche Frage wie immer stellen: Kennt ihr denn jemanden, der mit einer Stunde Sport in der Woche, seinen Traumkörper erreicht oder einen Halbmarathon in unter zwei Stunden geschafft hat? Ich jedenfalls nicht!

Der Körper braucht Zeit

Trainingspläne, welche innerhalb weniger Wochen große Veränderungen versprechen, sind nicht nur unrealistisch, sondern können auch die Gesundheit gefährden. Vor allem Sportanfänger sollten hier genau darauf achten, wie schnell sie die Belastungen steigern. Während Muskeln schon nach zwei Woche auf neue Reize reagieren und sich anpassen können, benötigen Bänder und Sehen einige Monate und Knorpel bis zu einem Jahr, um sich an neue Belastungen zu gewöhnen. Wird hier zu schnell gesteigert, können Verletzungen das Training schnell wieder ausbremsen. Nicht nur die Verletzung sorgt dann für viel schlechte Laune, sondern auch das Training, welches je nach Art der Verletzung pausieren muss.

Natürlich kann man innerhalb kurzer Zeit spürbare Veränderungen erreichen. Doch Sport ist ein jahrelanger Prozess, der niemals endet. Wer hier zuviel auf einmal erreichen möchte, sollte sich immer eine Frage stellen: Wie soll das Ganze in 30 Jahren aussehen? Wenn es nach einem Monat schon anfängt zu zwicken und zu schmerzen, wie soll es dann in Zukunft weitergehen? Schließlich möchte man ja auch in vielen Jahren noch sportlich aktiv sein. Da nützt es nichts, sich bei Kniebeugen innerhalb von sechs Monaten um 60 Kilo zu steigern, wenn man sich nach dieser Zeit vor Schmerzen kaum noch hinsetzen kann.

Sei realistisch, hake nach und denke kritisch

Gerade in meinen Einzeltrainings können es viele Klienten kaum noch erwarten, sich einmal um 180° zu drehen. Hier bin ich von Beginn an ehrlich und kläre genau auf, dass es unmöglich ist, Dinge, die in den vielen letzten Jahren nicht optimal gelaufen waren, innerhalb eines Monats zu ändern oder abzuschaffen. Wer seit Jahren mit Übergewicht zu kämpfen hat, wird es nicht schaffen nach einem Monat eben dies los zu sein. Wer seit Jahren mit einer schlechten Körperhaltung zu hadern hat, kann diese nach drei oder vier Trainingseinheiten nicht korrigiert haben. Und wer sich noch nie sportlich betätigt hat, wird schnell erkennen, dass Sport und Arbeit eben doch zwei völlig verschiedene Dinge sind.

Wenn der Sport wirklich so einfach wäre, wie es immer heißt, wieso trainieren dann nicht alle so? Wieso laufen nicht alle mit einem Sixpack rum, sehen super definiert aus und können dennoch essen, was sie wollen? Wieso gibt es dann immer noch Menschen mit schlechten Körperhaltungen oder Gewichtsproblemen? Hinter den meistens dieser Versprechen steht immer ein wirtschaftlicher Faktor. Viele wollen schnelles Geld verdienen und geben die Grundprinzipien körperlicher Bewegung komplett auf und lügen, was das Zeug hält. Dass genau du darauf reinfällst, liegt am Ende nur bei dir. Glaube nicht alles, was dir erzählt wird, hake nach und frage in deinem Umfeld, ob jemand so etwas schonmal probiert hat. Informiere dich selber im Internet oder frage deinen Arzt oder einen Physiotherapeuten. Sie werden dich dann ganz schnell auf den Boden der Tatsachen wieder zurückholen und am besten, bevor du Wochen oder Monate lang auf falsche Versprechen reingefallen bist!