In den vergangenen Jahren wurde der Fitnerssmarkt nahezu überrannt von Personal Trainern und Coaches. Das hat natürlich auch die Industrie erkannt und bietet mittlerweile dutzende Ausbildungen und Lehrgänge an für alle möglichen Bereiche des Trainings, der Ernährung, Trainingsgeräte und Regeneration. Viele dieser Ausbildungen dauern nicht mehr als ein Wochenende, benötigen keine Anwesenheit und werden auch ohne Prüfung zu einem erfolgreichen Abschluss führen. Da kann man schnell den Überblick verlieren, welcher Trainer oder welche Trainerin für die eigenen Wünsche und Ziele in Frage kommen könnte. In diesem Beitrag möchte ich Euch kurz aufzeigen, worauf man bei der Wahl des geeigneten Trainers achten sollte.

Welche Ausbildungen sind vorhanden

Wie gerade erwähnt, gibt es dutzende Möglichkeiten sich aus- und weiterbilden zu lassen. Angefangen von einem Wochenende ohne Anwesenheitspflicht, bis hin zu mehreren Monaten mit praktischer Prüfung, eine 3-jährige Ausbildung oder ein Studium. Schaut also immer darauf, welche Ausbildungen der entsprechende Trainer vorweisen kann. Nicht zu selten ist gar nichts vorhanden und man „schimpft“ sich einfach Personal Trainer. Dies ist kein geschützter Begriff und steht somit für jeden zur Verfügung.

Welche Erfahrungen sind vorhanden

Im Rahmen der Corona-Pandemie wurden mir in den sozialen Medien deutlich mehr Trainer und Coaches angezeigt als gewöhnlich. Plötzlich wurden aus normalen Sportlern sofort Trainer und viele wollten andere im Training anleiten. Da ich sehr neugierig bin, habe ich mir viele dieser Profile auch genauer angeschaut. Wenn ich dann folgende Sätze gelesen hab, war ich sofort abgeschreckt und wusste, hier fehlt es an Seriösität:

  • „Ich habe noch nie Sport gemacht aber seit 2 Jahren bin ich nicht mehr zu bremsen.“
  • „Ich war immer ein wenig übergewichtig aber habe es dennnoch geschafft, 10 kg abzunehmen.“
  • „Ich war immer sehr schwach und drücke jetzt 150 kg auf der Bank.“
  • Und auch diesen Satz habe ich gelesen: „Seit der Corona-Pandemie habe ich in den letzten 3 Monaten sehr viel mit einem Schlingentrainer trainiert und möchte diese Art des Training nun anderen näher bringen.“

Durchaus sind all dies gute Leistungen. Aber was genau will mir die Person damit sagen? Nur weil er oder sie es geschafft hat, ist man automatisch ein guter Personal Trainer? Das wäre zu einfach gedacht! Wenn ich mir selber die Haare schneide, bin ich dann auch ein Frisör? Wenn ich seit 10 Jahren an meinem Auto die Reifen selber wechsel, bin ich dann ein KFZ-Meachniker? Oder nur weil ich mir mein Mittag immer selber koche, bin ich ein Koch? Nur weil man eine Sache oder Aktivität selber durchführt oder ein Ziel erreicht hat, ist man noch lange kein ausgebildeter Facharbeiter auf diesem Gebiet.

Schließlich gibt es mehr als nur eine Methode seine Ziele zu erreichen. Und auch weitaus mehr als nur eine Ausgangssituation. Jeder bringt seine eigenen Erfahrungen und Wünsche mit. Jeder bringt seine eigene Gesundheit, seinen eigenen Alltag, seine eigene Ernährungsweise und seine eigene Motivation mit. Hier also von sich auf andere zu schließen getreu dem Motto: „Was ich schaffe, schaffst du auch!“, wird nicht funktionieren. Man muss sich mit dem menschlichen Körper als Gesamtkonstrukt auseinandersetzen und lernen, auf jedes individuelle Problem und Ziel eingehen zu können.

Nach welchen Grundsätzen wird gearbeitet

Im Grunde gibt es vier verschiedene Möglichkeiten, seine Trainingsmethoden anzupreisen und aufzubauen:

  • Wissenschaftlich fundierte Grundlagen
  • Was nach eigener Meinung am besten hilft
  • Was in den sozialen Medien sehr beliebt ist
  • Irgendwelche fancy Übungen die einfach nur neu und stylisch aussehen sollen, deren Sinn und Verstand aber niemand so richtig nachvollziehen kann, was aber keine Rolle spielt, da man einfach nur Aufmerksamkeit möchte und sich von anderen abgrenzen will.

Was wäre euch nun am liebsten, wenn ihr einen Personal Trainer aufsuchen würdet? Mit Sicherheit die erste Methode. Wenn es also während des Erstgespräches oder der ersten Trainingseinheiten immer nur heißt: „Ich habe mal gehört“, „Ein Freund hat mir erzählt“, „Auf Facebook hab ich gesehen dass …“, „Ich persönlich würde es immer so und so machen“ – sollte ihr schon etwas hellhörig werden.

Natürlich ist es nicht verkehrt, seine eigenen Erfahrungen mit einfließen zu lassen. Auch neue Übungen müssen nicht grundsätzlich schlecht sein. Und auch auf Facebook oder Instagram gibt es viele gute Seiten, mit einem hohen Mehrwert und interessanten Beiträgen. Aber genau hier sind wir dann wieder an dem Punkt, welchen ich mit diesem Beitrag zu erklären versuche. Woran erkennt man, ob diese Seite oder dieses Profil nun gut arbeitet oder eben nicht? Und dafür könnt ihr natürlich die hier aufgezählten Punkt mit einbeziehen.

Wie wird die eigene Arbeitsweise umschrieben

Dies möchte ich an einem Beispiel näher erklären. Auf Instagram habe ich in den letzten Monaten viele Beiträge von einem Personal Trainer angezeigt bekommen, welcher Werbung für eine Methode macht. Allerdings hat er diese Trainingmethode nicht erfunden, sondern führt sie nur durch und erklärt sie anderen. Was mich allerdings daran stört, ist die Art und Weise, wie dieses Training umschrieben wird. Ständig liest man Sätze wie:

  • Nur Training XY kann dir bieten, was andere versprechen.
  • Ausschließlich mit unserem Training kannst du deinen Körper entsprechend fordern.
  • Nur bei uns wirst du deine Ziele erreichen und Fortschritte erzielen.
  • Nur mit dieser Trainingsmethode werden alle Strukturen im Körper richtig belastet.

Ich glaube man hat schon erkannt, worauf ich hinaus möchte. Wenn ein Trainer seine Methode so anpreist, als sei dies die EINZIG WAHRE Trainingsart, ist dies nicht nur sehr unseriös, sondern auch sehr unprofessionell. Schließlich hat jeder Mensch andere Ziele und Wünsche. Somit gibt es auch viele verschiedene Möglichkeiten, diese Ziele zu erreichen und eben nicht nur DIE EINE.

Wenn ich Muskulatur aufbauen möchte, kann ich hierfür an geführten Geräten trainieren, mit meinem eigenen Körpergewicht, mit Kurz- und Langhanteln, mit normalem Satztraining oder Intervalltraining, im Kraftausdauer- oder Muskelaufbaubereich, mit verschiedenem Zubehör wie Schlingentrainer oder Ringen, in einem Studuio, zu Hause oder auch auf einem Spielplatz. Ihr seht also, dass es für ein Ziel mehre Wege gibt, die ihr beschreiten könnt. Welcher Weg am besten geeignet ist, findet ihr dann in Absprache mit eurem Trainer heraus. Hierfür wird dann immer eine Anamnese durchgeführt und besprochen, mit welchem Budget, man wie oft pro Woche und mit welchen Trainingsmitteln trainieren möchte. Und wenn alls diese Punkte besprochen und festgelegt sind, kann auch die optimale Methode herausgesucht werden. Im Vorfeld aber schon zu sagen: „Nur diese Methode ist die einzig wahre!“, ist schon sehr engstrinig gedacht.

Wie gut wurdet ihr beraten

Vor der ersten gemeinsamen Trainingseinheit findet immer ein Erstgesprtäch statt. Hierbei geht es ausschließlich um alles Theoretische. Es werden noch keine Übungen durchgeführt. Mir persönlich ist es immer enorm wichtig, die Ausgangssituation und das angestrebte Ziel so realistisch wie möglich zu erfassen und festzulegen. Niemandem ist geholfen, wenn Verletzungen im Weg stehen oder viel zu hoch gesteckte Ziele innerhalb der gewünschten Zeit nicht zu erreichen sind. Das kann einem dann manchmal einen kleinen Dämpfer verpassen, aber es heißt ja nicht, dass man sein Ziel überhaupt nicht erreichen kann.

Wenn ihr dann die ganze Zeit nur Sätze hört wie: „Na klar schaffen wir das“, „Man kann alles erreichen“, „Das ist überhaupt kein Problem“, „Na klar können wir 5x in der Woche trainieren. Dass du Sportanfänger bist spielt überhaupt keine Rolle“ – sollte dann schon etwas kritischer hinterfragen. Nicht jeder kann alles erreichen, nicht jeder kann jede Übung lernen und nicht jeder macht schnelle und unkomplizierte Erfolge. Hier ist es immer sehr wichtig, realistische Ziele zu setzen und genau darüber aufzuklären, was passieren könnte, wenn Verletzungen oder nahezu unmögliche Ziele ignoriert werden. Schließlich möchte man sich nicht kaputt trainieren, sondern seinem Körper etwas Gutes tun.

Wenn es um die körperliche Gesundheit geht, versuchen auch einige den Weg zum Arzt zu meiden und suchen direkt nach einem Personal Trainer. Auch ich habe solche Fälle schon oft gehabt, bei denen es nur hieß: „Ich habe starke Rückenschmerzen. Welche Übungen können wir hierfür durchführen?“. Meine Antwort darauf ist dann immer die gleiche: „Welche Diagnose liegt denn vor?„. Und fast immer kommt hier die gleiche Antwort: „Ich war noch nicht beim Arzt.“. Personal Trainer sind keine Ärzte. Ich kann von außen nicht erkennen, was im Inneren geschädigt ist oder eben nicht. Und ohne Diagnose wäre es viel zu riskant, auf eigene Faust Übungen zusammenzusetellen. Natürlich kann ich ein paar kleine Tests machen, um die Sache vielleicht ein wenig eingrenzen. Aber ohne Diagnose grenzt es schon fast an fahrlässiger Körperverletzung, hier einfach drauf los zu trainieren mit der Begründung: „Das bekommen wir schon hin!“. Da verzichte ich lieber auf die Einnahmen und schicke die Person lieber noch einmal zu einem Arzt, bevor ich hier die Gesundheit auf’s Spiel setze. Sollte sich der Interessierte dann einen anderen Trainer suchen, liegt es nicht mehr in meiner Verantwortung.

Auch hier habe ich wieder ein gutes Beispiel aus meiner Praxis. Ein etwas älterer Mann wollte seine Grundfitness verbessern und etwas gegen seine Rückenschmerzen unternehmen. Natürlich war er noch bei keinem Arzt und wir konnten somit nur ganz leichte Übungen für die Körpermitte trainieren und einfache Übungen für den Oberkörper. Die Beine konnten nur bedingt belastet werden. Er war sich darüber im Klaren, einen Arzt aufzusuchen, bevor wir richtig loslegen können. Ein paar leichte Übungen wollte er dennnoch durchführen. Teilweise waren die Schmerzen aber so stark, dass wir das Training abbrechen mussten und ich irgendwann sagte, so geht es nicht weiter. Auf das Drängen seiner Frau ging er dann zu einer Untersuchung. Und siehe da: Bandscheibenvorfall und Bandscheibenvorwölbung. Da ich selber schon eine Bandscheibenverletzung habe, wusste ich genau, welche Übungen durchgeführt werden können, ohne das ganze zu verschlimmern. Und genau diese Übungen haben wir bis dahin auch trainiert. Aber auch hier ist irgendwann die Grenze erreicht und es muss ein Arzt hinzugezogen werden. Nach der Diagnose stand erst einmal eine lange Reha an. Weder die Diagnose noch die geeigneten Mittel zur Behandlung hätte ich stellen können. Wenn euch also ein Trainer bei einer Verletzung verspricht, dass er das auf jeden Fall in den Griff bekommt, dann denkt immer an eines: Nur ein Arzt KANN und DARF Diagnosen stellen! Und erst wenn die Diagnose feststeht, sollte ein Trainer oder Physiotherapeut aufgesucht werden.

Für Profile in den sozialen Medien

Dieser Punkt richtet sich im Grunde nur an Trainer und Trainerinnen in den sozialen Medien. Wenn ihr euch dort Beiträge, Inspiration oder auch Trainingspläne heraussucht und anschaut, solltet ihr immer auf den Inhalt der Beiträge und Pläne achten. Besondern beliebt sind kurze Videos, mit den besten Übungen für Muskel XY oder auch Videos mit völlig neuen Übungen, die man so noch nicht gesehen hat. Hier lohnt sich dann immer ein Blick in die Beschreibung und natürlich auch auf das entsprechende Profil. Wer ist das, was kann er oder sie, woher stammt die Erfahrung, welche Ausbildungen sind vorhanden und im Grunde alles, was ich hier bereits beschrieben habe.

Wenn ihr zu diesen Videos also keinerlei Beschreibung findet oder nur ein paar Wörter mit dem Namen der Übung, dann ist hierbei oftmals kein Mehrwert gegeben. Woher sollen die Nutzer nun wissen, worauf man bei den Übungen zu achten hat? Für wen diese Übungen besonders gut geeignet sind? Wo liegen die Fehlerquellen? In welcher Intensität sollte man sie durchführen? Und viele weitere Fragen. Und wenn dann die Beschreibung im Grunde nur auf Produktlinks und Rabattcodes besteht, dann soltet ihr auch hier schon hellhörig werden und euch fragen, was soll mit diesem Profil eigentlich bezweckt werden.

Natürlich muss jeder Geld verdienen und daran ist nichts verwerfliches. Aber als Person des öffentlichen Lebens mit Inhalten, die jedem jederzeit zur Verfügung stehen, hat man auch eine gewisse Verantwortung. Man sollte schon ein Minimum an Erklärung den Beiträgen hinzufügen und auch auf Gefahren hinweisen. Schließlich eigenen sich nicht alle Übunge für jeden Leistungsstand. Anfänger können dies aber oftmals nicht wissen und vertrauen blind ihren Idole. Schaut euch also die Profile und Beiträge immer genau an und prüft nach, ob diese gut recherchiert und beschrieben sind.

Fassen wir zusammen

Achtet bei eurer Wahl also immer darauf, welche Ausbildungen der entsprechende Trainer nachweisen kann und wo diese erworben wurden. Welche Methoden werden angeboten und wie werden diese begründet. Wie gründlich wird das Erstgespräch geführt und natürlich auch, was euer Bauchgefühl sagt! Ebenso lohnt sich ein Blick auf den Auftritt in den sozialen Medien.